Ein kompletter Neubau ist das Bauprojekt des Hamburger Konservatoriums in den Kolbenhöfen eigentlich nicht: In den geplanten Gebäudekomplex wird sowohl ein historisches Magazingebäude der ehemaligen Kolbenschmidt-Werke, als auch ein altes Kompressorenhaus integriert.
Hinter der unscheinbaren Fassade des Magazingebäudes verbirgt sich ein überraschendes Innenleben: Über fünf Etagen schmücken Graffiti die Wände und teilweise auch Fenster – Zeichen und Sprüche, skurrile Figuren, bunte und aufwändige Wandbilder. Die Bilder entstanden nach der Schließung der Kolbenschmidt GmbH im Jahr 2009, als das Gebäude Leinwand für ein Kunstprojekt wurde.
Marco Schröder, Posaunist und Fotograf, dokumentiert seit einigen Wochen den Zustand des Gebäudes, bevor der Umbau beginnt. So hält er jene Kunst fest, die mit den Sanierungsarbeiten verschwinden wird.
Bei seinen Besuchen widmet er sich Außenaufnahmen und Eindrücken der Innenräume gleichermaßen. Mit großer Akribie und Geduld widmet er sich sich den Darstellungen, den spannenden Blickwinkeln und den versteckten Details. Der besondere Reiz des Gebäudes, so Schröder, liege in der Kombination aus Industriearchitektur, die an den Klinkerexpressionissmus der 1920er Jahre erinnere, kombiniert mit den modernen Graffiti und dem morbiden Charme eines schon länger leer stehenden Gebäudes. Die größte Faszination liege aber in dem Wissen darum, dass die Etagen bald wieder zu neuem Leben erweckt werden.
Fotos © Marco Schröder